Die wissenschaftliche Erforschung von religiös motiviertem politischen Extremismus

Der Österreichische Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung des Phänomens des religiös motivierten politischen Extremismus. Hier wird aktuell der Fokus auf den politischen Islam, assoziierte Netzwerke und Strukturen gelegt.

Der politische Islam wird hierbei definiert als Herrschaftsideologie, die die Umgestaltung bzw. Beeinflussung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von solchen Werten und Normen anstrebt, die von deren Verfechtern als islamisch angesehen werden, die aber im Widerspruch zu den Grundsätzen des demokratischen Rechtsstaates und den Menschenrechten stehen.

Öffentliche Forschungsergebnisse

Die Forschungsergebnisse werden der Öffentlichkeit, Entscheidungsträgern, der Wissenschaft und den Medien frei zugänglich gemacht, um den Pluralismus, das Demokratiebewusstsein und die Religionsfreiheit in allen Teilen der österreichischen Bevölkerung zu stärken und zu fördern. In diesem Sinne veröffentlicht der Fonds regelmäßig Publikationen zu den ideologischen Grundlagen und zentralen Akteur/innen des politischen Islam im In- und Ausland. In der Videoreihe Expert Talk kommen zudem Expert/innen zu Wort, die ihre Forschungsergebnisse präsentieren und aktuelle Themenschwerpunkte behandeln.

Definition „Politischer Islam“

„Der politische Islam ist eine Herrschaftsideologie, die die Umgestaltung bzw. Beeinflussung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von solchen Werten und Normen anstrebt, die von deren Verfechtern als islamisch angesehen werden, die aber im Widerspruch zu den Grundsätzen des demokratischen Rechtsstaates und den Menschenrechten stehen.“

Gute wissenschaftliche Praxis

Sicherung der wissenschaftlichen Qualität

Im Sinne seines wissenschaftlichen Charakters, verpflichtet sich der Österreichische Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) zur Einhaltung der allgemein anerkannten Standards guter wissenschaftlicher Praxis. Das Befolgen dieser Standards wird auch durch den unabhängigen wissenschaftlichen Beirat der Stelle sichergestellt und soll eine sachlich orientierte Forschungs- und Dokumentationsarbeit des Fonds gewährleisten. Zu diesen wissenschaftlichen Standards zählen insbesondere:

  • Sämtliche Forschungsergebnisse beruhen auf legal und nachvollziehbar akquirierten Primärdaten.
  • Primärdaten haben für einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren gesichert aufbewahrt zu werden.
  • Besonderes Augenmerk ist auf den verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsergebnissen und Daten, insbesondere auch in Hinblick auf den Umgang mit sensiblen Informationen im Sinne der DSGVO zu legen.

Qualitätssicherung

Seit ihrer Gründung im Jahr 2020 werden die qualitativen Standards der Dokumentationsstelle durch ein internes Qualitätsmanagement gewährleistet, welches bei den täglichen Arbeitsprozessen in den zentralen Kernbereichen Forschung, Dokumentation und Information eingesetzt wird.

mehr Informationen zur Qualitätssicherung

Wissenschaftlicher Beirat

Mouhanad Khorchide (Vorsitzender)

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide ist Professor für islamische Religionspädagogik am Centrum für Religiöse Studien (CRS), Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und Gründungsmitglied des Muslimischen Forums Deutschland. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht und ist Herausgeber eines seit 2018 erscheinenden historisch-kritischen Koran-Kommentars. Prof. Khorchide ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Dokumentationsstelle Politischer Islam.

Handan Aksünger-Kizil

Seit September 2018 Professur für Alevitisch-theologische Studien am Institut für Islamisch-theologische Studien der Universität Wien, davor u. a. von 2014 bis 2017 stellvertretende Direktorin der Akademie der Weltreligionen, 2015/16 bis 2018 Leitung des BA-Teilstudiengangs Alevitische Religion im Lehramt Primar- und Sekundarstufe I und Entwicklung des anschließenden MA-Teilstudiengangs Alevitische Religion.

Kenan Güngör

Inhaber des Büros für Gesellschaft I Organisation I Entwicklung [think.difference] in Wien, begleitet staatliche und nichtstaatliche Organisationen auf der Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Darüber hinaus ist er Mitglied des unabhängigen Expertenrates der österreichischen Bundesregierung und war Vorsitzender des expert_forums Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur der Stadt Wien und begleitet in diesem Zusammenhang ein umfassendes Präventionsprogramm an Wiener Schulen.

Heiko Heinisch

Mag. Heiko Heinisch ist Historiker und Autor, er arbeitete u. a. für das Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft sowie am Institut für Islamische Studien in Wien. Forschung, Vorträge und Bücher zu christlicher Judenfeindschaft, nationalsozialistischer Außenpolitik und Judenvernichtung. Widmet sich seit einigen Jahren den Problemen, vor die Europa durch die Einwanderung konservativer Bevölkerungsschichten aus mehrheitlich islamischen Ländern gestellt wird und ist u. a. Mitglied des Expert_Forum Deradikalisierung, Prävention & Demokratiekultur der Stadt Wien.

Herbert Kalb

Univ.-Prof. DDr. Herbert Kalb ist Professor für Rechtsgeschichte/(Staats)kirchenrecht an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. Er leitet das Institut für Kanonistik, Europäische Rechtsgeschichte und Religionsrecht und die Abteilung für Politikwissenschaft, Rechtsethik und Rechtsphilosophie am Institut für Staatsrecht und Politische Wissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rechtsgeschichte, das (Staats)kirchenrecht sowie die Rechtsphilosophie.

Elham Manea

PD Dr. Elham Manea ist Privatdozentin an der Universität Zürich und engagiert sich für einen humanistischen Islam. Seit 2005 berät sie auch staatliche und internationale Organisationen in den Bereichen Frauenrechte, Politik und Entwicklung. Sie ist Vorstandsmitglied des Forums für einen fortschrittlichen Islam in der Schweiz, ist Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe Moschee in Berlin, die das Weltliche und Religiöse voneinander zu trennen sucht und sich für eine zeitgemäße und geschlechtergerechte Interpretation des Koran und der Hadithe starkmacht.

Katharina Pabel

Prof. Dr. Katharina Pabel ist Professorin für Öffentliches Recht, Wirtschaftsrecht und Völkerrecht sowie stv. Institutsvorständin an der WU Wien. Prof. Pabel promovierte 2001 an der Universität Bonn und habilitierte sich 2009 an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Anschluss daran war sie an den Universitäten Bonn, Graz und der WU tätig, ehe sie 2010 eine Professur für Öffentliches Recht an der JKU Linz antrat. Dort war sie von 2011 bis 2015 Vorständin des Instituts für Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre sowie von 2015 bis 2019 Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Sie war außerdem u.a. Mitglied des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen, ist Vorsitzende des Expertenrats Integration und ad hoc-Richterin des EGMR.

Mathias Rohe

Prof. Dr. Dr. h. c. Mathias Rohe, M. A. ist Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa, Rechts- und Islamwissenschaftler, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Prof. Rohe ist zudem Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und war unter anderem Richter im Nebenamt am Oberlandesgericht Nürnberg und Mitglied der ersten Deutschen Islamkonferenz (DIK) von 2006 bis 2009.

Susanne Schröter

Prof. Dr. Susanne Schröter ist Professorin am Institut für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Vorstandsmitglied des „Deutschen Orient-Instituts“ und Senatsmitglied der Deutschen Nationalstiftung. Sie ist im wissenschaftlichen Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung und Mitglied der Hessischen Integrationskonferenz, des Dialog Forum Islam Hessen, des Hessischen Präventionsnetzwerk gegen Salafismus und der Polytechnischen Gesellschaft. Im November 2014 gründete sie das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) und ist seitdem Direktorin der Einrichtung.

Lorenzo Vidino

Dr. Lorenzo Vidino ist Direktor des Program on Extremism an der George Washington University und forscht zu den Gebieten Radikalisierung, Gegenradikalisierung, Islamismus und die Muslimbruderschaft im Westen. Neben seinem Rechtswissenschaftlichen Diplom erwarb er sein Doktorat an der Tufts University Fletcher School in Internationale Beziehungen und war für das Belfer Center for Science and International Affairs an der Harvard-Universität, die RAND Corporation und für das Center for Security Studies (CSS) an der ETH Zürich tätig.