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Die Conference on Extremism and Radicalisation Austria (CERA) der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) fand in diesem Jahr unter dem Titel „Political Islam between Idea and Practice“ am 04. Oktober 2024 zum dritten Mal statt. Die Veranstaltung mit wurde von der ehemaligen ORF-Journalistin Hannelore Veith moderiert. Unter anderem lag ein inhaltlicher Schwerpunkt bei den unterschiedlichen islamistischen Akteuren und dem Spannungsfeld von Ideologie und Praxis.  Zudem ging es darum, über die akademischen Grenzen hinaus den Politischen Islam als gesellschaftliches Phänomen transdisziplinär zu analysieren.

An der Konferenz nahmen renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung teil, wie Lina Khatib von Chatham House (London/UK), die mit ihrer Keynote insbesondere zu den aktuellen Entwicklungen im Nahostkonflikt und Europa referierte. Zuvor erfolgte bereits die Begrüßung und Eröffnung durch DPI-Direktorin Lisa Fellhofer. Im Verlaufe der Tagung sprachen Anne Speckhard, Isolde Vogel, Elham Manea, Bakary Sambe, Anna Hager und Lucian Reinfandt, Daniela Pisoiu, Kenan Güngör und Mouhanad Khorchide (Vorsitzender, Wissenschaftlicher Beirat der DPI) auf dem Podium. 

Bündnisse, Konflikte und Ziele islamistischer Strömungen

Im Rahmen der Konferenz wurden Panels zu „Crossovers“, „Rifts and Drifts“ und „Islamism and Practice“ behandelt. Das erste Panel behandelte den Politischen Islam als Phänomen, das sich immer wieder als besonders anpassungsfähig an unterschiedliche und manchmal widersprüchliche Strömungen und politische Gruppen erwiesen hat. So umfasst z.B. die vom Iran geführte „Achse des Widerstands“ sowohl sunnitische als auch schiitische Gruppen. Bei der Unterstützung von Islamismus in westlichen Staaten wird ebenso ein breites ideologisches Spektrum abdeckt, das von der äußersten Linken bis zur extremen Rechten reicht – was vor allem seit dem 7. Oktober 2023 sichtbar ist.

Im zweiten Panel ging es um islamistische Gruppierungen, die eine gemeinsame Vision mit unterschiedlichen Strategien verfolgen und bei näherer Betrachtung oft doch unterschiedliche Gesellschaftsmodelle propagieren. Etwaige Unvereinbarkeiten gehen nicht nur auf theologische und ideologische Auslegungen zurück, sondern etwa auf machtpolitische Überlegungen. Die Heterogenität führt innerhalb der verschiedenen Strömungen des Politischen Islam zu Konflikten. Dies ist beispielsweise am Bürgerkrieg in Syrien mit der Auseinandersetzung zwischen extremistisch-schiitischen und extremistisch-sunnitischen Akteuren zu beobachten.

Der Politische Islam, der in seiner Gesamtheit die europäische Gesellschaft betrifft, war Thema des dritten Panels. Dabei ging es um die vielfältigen Formen und Akteure mit ihren Zugängen oder etwa ihren Mobilisierungsstrategien. Unter anderem wurde auch die zunehmende Notwendigkeit eines interdisziplinären Zugangs thematisiert. Über den wissenschaftlichen Diskurs hinaus bot die CERA außerdem einen wichtigen Raum für einen breiten internationalen Austausch.